Selbstbestimmung für alle – Engagiert für Menschen mit einer cerebralen Bewegungsbehinderung
Ob bei alltäglichen Haushaltsarbeiten, beim Ausüben von Freizeitaktivitäten oder am Arbeitsplatz – Menschen mit einer cerebralen Bewegungsbehinderung stehen in ihrem Alltag immer wieder vor Hindernissen, die sie alleine nur schwer bewältigen können.
Seit mehr als zehn Jahren setzt sich Maja Čuk Greiner sowohl im Berufsalltag bei der Vereinigung Cerebral Schweiz wie auch in ihrer Freizeit für Menschen mit einer cerebralen Bewegungsbehinderung ein. Im Gespräch hat sie uns einen Einblick gegeben, welche Bedeutung freiwilliges Engagement für Menschen mit einer Behinderung hat und was sie in ihren täglichen Aufgaben motiviert.
Es sind die kleinen Dinge im Alltag, die Menschen mit einer cerebralen Bewegungsbehinderung vor grosse Herausforderungen und (Be)Hindernisse stellen – zu hohe Regale im Einkaufszentrum, ein Absatz beim Eingang zur Disko, keine Hilfe beim Umsitzen beim Arzt oder komplizierte Erklärungen bei der Steuererklärung. Um die Barrieren im täglichen Leben möglichst niederschwellig zu halten und einen weitestgehend selbstbestimmten Tagesablauf zu gestalten, können die Personen in unterschiedlicher Art und Weise auf Unterstützung zurückgreifen.
Mit dem Assistenzbudget der IV zum Beispiel stellen die Betroffenen persönliche, bezahlte Assistenzperson ein, welche regelmässige Unterstützung bieten, indem sie alltägliche Aufgaben nach Anleitung übernehmen. Mit persönlicher Assistenz können Barrieren und Hindernisse überwunden werden und die Behinderung durch das Umfeld verliert ihre Bedeutung. In aller Regel genügt das Assistenzbudget jedoch nicht, um eine genügende Anzahl von Assistenzpersonen anzustellen. In diesen Fällen kommen freiwillig engagierte Personen zum Einsatz, die Menschen mit einer cerebralen Bewegungsbehinderung begleiten.
«Oftmals entstehen durch freiwillige Engagements persönliche Beziehungen, was mit den Betreuenden in Institutionen wegen der verlangten professionellen Distanz nicht möglich ist. Die Freiwilligen helfen durch ihren unbeschwerten Umgang, Vorurteile abzubauen und Menschen mit einer Behinderung werden somit Teil der Gesellschaft - das ist gelebte Inklusion», hält Maja Čuk Greiner fest.
Häufig entwickle sich dabei ein gegenseitiges freiwilliges Engagement, in dem Menschen mit Behinderungen auch ihren Freiwilligen mit eigenen Kompetenzen helfen. Die Behinderung sei letztlich kein Charaktermerkmal, das die Persönlichkeit einer Person bestimme. Menschen sollen mit einer Behinderung Teil der Gesellschaft sein und nicht trotz ihr. «Ich arbeite bei der Vereinigung Cerebral Schweiz mit violetten Haaren – und nicht trotz ihnen», fügt sie in einem breiten Lächeln und einer Anspielung auf ihre Frisur an.
Während zehn Jahren hat Maja Čuk Greiner in Slowenien als persönliche Assistentin und später im nationalen Dachverband mit Menschen mit einer cerebralen Behinderung zusammengearbeitet. Seit gut zwei Jahren ist sie nun bei der Vereinigung Cerebral Schweiz als Leiterin Dienstleistungen & Projekte tätig. «Oftmals finden Menschen mit einer cerebralen Bewegungsbehinderung Unterstützung in ihrem privaten Umfeld oder in Institutionen. Sobald sie weitere Personen einbeziehen müssen, wird es jedoch schwierig.» In diesen Fällen unterstützen die Vereinigung Cerebral Schweiz und die regionalen Vereinigungen die Betroffenen bei der Suche nach Freiwilligen. Das Ziel sei es, dass diese Menschen in Zukunft selbstständig Freiwillige engagieren können, die auch auf einer persönlichen Ebene zu ihnen passen. Deshalb entwickeln sie in einem neuen Projekt eine Assistenzplattform auf welcher man passende Assistenzpersonen finden kann, bezahlte und freiwillige.
«Initiativen wie «Five up» ermöglichen es, dass danach ein direkterer Kontakt zwischen Menschen mit einer cerebralen Bewegungsbehinderung und freiwillig engagierten Personen gepflegt wird.» Als Organisation wird es immer schwieriger, genügend Freiwillige zu finden und sie mit den passenden Betroffenen in Verbindung zu bringen. Die Vereinigung Cerebral Schweiz unterstützt die Betroffenen selbstbestimmt geeignete Personen zu finden. Aus diesem Grund begleitet sie «Five up» bereits jetzt als Beta-Testerin in der Entwicklung, um den Anforderungen in diesem Umfeld gerecht werden zu werden.
Als Freiwillige motiviere sie vor allem die Wertschätzung und Dankbarkeit, die sie als Gegenleistung erhalte, und das Wissen, mit Engagement in der Gesellschaft etwas bewegen zu können. «Es sind diese Momente, die ein freiwilliges Engagement wertvoll machen und die Tatsache, dass ich dadurch das Leben einer anderen Person bereichern kann.»
Die Vereinigung Cerebral Schweiz strebt mit ihren Tätigkeiten die Gleichstellung, Selbstbestimmung und Inklusion von Personen mit einer cerebralen Bewegungsbehinderung an.
Sie vertritt und koordiniert als Dachorganisation von 20 regionalen Vereinigungen gesamtschweizerisch die Anliegen von Menschen mit cerebraler Bewegungsbehinderung und/oder Mehrfachbehinderung, ihrer Angehörigen und der Fachleute. Die regionalen Vereinigungen mit ihren rund 6300 Mitgliedern sind die Basis der Vereinigung Cerebral Schweiz. Mit jährlich über 35'000 erbrachten Einsatzstunden (2017) in der Dachorganisation und den regionalen Vereinigungen bilden freiwillig engagierte Personen eine unverzichtbare Stütze für die Tätigkeiten der Vereinigung.
Als Netzwerkpartnerin von «Five up» ist die Vereinigung Cerebral aktiv in die Entwicklung unserer App eingebunden und gibt uns wertvolle Anregungen zur Weiterentwicklung.
Willst auch du dich mit deiner Organisation einbringen? Werde Netzwerkpartnerin bzw. Netzwerkpartner und gestalte die Zukunft des freiwilligen Engagements aktiv mit!